Claudia Birkholz, Multiple Sklerose, 07/2019
„Ich bin eine 57 Jahre junge Frau, meine Geschichte ist nicht so alltäglich oder vielleicht doch. Ich hab mich 2001 von meinem Mann getrennt, da gingen die Probleme langsam los, erst noch sehr langsam, so dass ich meinte, ich werde halt alt und bin gestresst.
Die Ärzte fanden alles Mögliche, aber es hat irgendwie nie richtig zusammengepasst. Blasenprobleme (das Myom, war schuld), nach längerem Gehen machte mein re. Fuß Ausweichbewegungen und die Fußheberschwäche zeigte sich (Ischias), kalte Finger und Zehen (halt ne Frau) es wurde langsam schlimmer und als ich die Gebärmutter wegen des Myoms entfernen lies, die Blase nicht besser wurde, schickte man mich zum Psychologen.
Kurz vor Weihnachten 2014 bekam ich taube Beine, von Schlaganfall bis Myelitis war alles drin. Der Neurologe diagnostizierte dann MS und verpasste mir auch gleich Copaxone, ich hatte ja einen Schub, die Vorgeschichte war egal. Also hab ich 6 Wochen lang gespritzt, bis ich nur noch auf der Couch liegen konnte, so fertig war ich. 2 Blasenentzündungen ließen mich im Krankenhaus landen, da ich keinen Schritt mehr gehen konnte, einmal sogar nicht mal mehr Zehenwackeln. Der Geist war auch total stumpf. Mein Vitamin D Wert war 9 ng/ml.
Im Oktober 2015 dann Reha und sofortige unbefristete Rente. Meine Gehstrecke im Jahr 2015 hat sich bis auf 48 Meter mit Rollator in der Reha verschlechtert.
2016 habe ich angefangen mich mit VitD zu beschäftigen, habe aufgefüllt, gemessen, aufgefüllt, gemessen, der Wert stieg extrem langsam, nicht mit anderen zu vergleichen. Ende 2016 hab ich die Coimbra-Gruppe auf Facebook gefunden und hab gemerkt, das ist das was ich mit meinem VitD Wert erlebe, einfüllen – nix ankommen. Da es noch nicht viele Ärzte gab, ich aber meine Familie im Münchner Raum habe, habe ich einen Termin bei Dr. Reichert gemacht. Begonnen habe ich dann am 21. Juni 2017, Sommeranfang, das fand ich sehr passend.
Die 2 Jahre im CP waren kein großes Auf und Ab, wie bei den meisten schubförmigen, sondern eher eine Zugfahrt zurück in die Vergangenheit. Das was im Schub kam, hat sich gebessert, nicht alles ist weg aber besser. Die Gehfähigkeit ist schon besser geworden, als ich beim Auffüllen des VitD-Spiegels bei ca 80 ng ankam. Es ist nicht extrem viel weiter, ABER schöner, einfacher, beständiger.
Mittlerweile schaffe ich locker 1 km, auf der Kirmes letztes Jahr waren es sogar 5 km, mit Pausen, aber immerhin und ich war am nächsten Tag nicht groggy, wie früher bei solchen Aktionen. Ich freue mich schon auf dieses Jahr. Die alten Probleme wie Blase/Darm, kalte Hände u. Füße, Gedächtnis werden auch besser. Man kann über kurze Zeit nicht wirklich was merken, aber wenn ich anderen erzähle und mir die Vergangenheit zurückrufe, sehe ich die großen Schritte. Auch meine alte Spontanität kommt wieder. Vorher musste ich planen, wann und wie ich wohin komme, jetzt fahre ich schon mal spontaner los. Mein Radius der Selbstständigkeit ist auch größer geworden.
Ich werde nie wieder neu, aber ich habe viele neue Erkenntnisse gelernt, besonders was mich wirklich stresst. Nicht der Stress in der Arbeit, mit Familie oder Freunden – der fiese Stress ist der, der mich aus meinem Gleichgewicht bringt. Der den gewohnten Rhythmus meines Tages stört, auch wenn es schöne Störungen sind (wie z.B. Besuch von Sohn und Baby).“